Der Circle

Circle EggersRoman von Dave Eggers

560 Seiten
erschienen im Oktober 2015
Preis: 10,99 €
Verlag: KiWi
ISBN: 978-0-385-35139-3

 

 

 

Rezension von Heidi R

Ja, ich weiß, dieser Roman ist nicht mehr neu, aber trotzdem so relevant, dass wir ihn euch nicht vorenthalten möchten.
Mae Holland ist eine junge Frau, die endlich einen Job in dem Megakonzern „The Circle“ ergattert hat. Hier taucht sie in eine völlig neue Welt ein: junge, idealistische Menschen, High-Tech-Büros und überall Vernetzung, Kommunikation und Offenheit.
Worauf The Circle besonders stolz ist: Alles ist transparent. Jeder Mitarbeiter hat ein Online-Profil, über das alle Kommunikation, Zahlung, Gesundheitssystem und so weiter ablaufen. Jeder steht immer mit jedem in Kontakt, kann in jeder Sekunde zu allem eine Meinung abgeben und mit Webcams, die nach und nach auf der Welt verteilt werden, jeden Ort ansehen. Und diese permanente Partizipation wird auch von den Angestellten erwartet.

Mae ist zuerst begeistert und teilt alles, ist sogar bereit, ständig eine Kamera mitzuführen, auf die sich jeder Mensch via Internet zuschalten kann. Sie wird in ihrer totalen Transparenz zur Vorzeigemitarbeiterin.
Doch nach und nach fängt sie an zu zweifeln, und beginnt zu hinterfragen. Ihre Chefs schaffen es jedoch, mit scheinbar nachvollziehbaren Argumenten sie davon zu überzeugen, dass dies nur zum Wohl der Gesellschaft geschieht.

Genau das ist die größte Stärke des Romans: Auch wenn ich die ganze Zeit gesehen habe, in welche katastrophale Richtung die totale Überwachung der Menschen durch den Circle steuert, haben Maes Chefs geschafft, beim Lesen Zweifel in mir zu sähen, ob das nicht vielleicht doch der bessere Weg wäre. Dave Eggers schafft es auf wirklich beeindruckende Weise, die Methoden und Argumente darzustellen, die von solchen Unternehmen und Machthabern verwendet werden, und fast schon an Gehirnwäsche grenzen. (Keine Angst, ich habe dann gemerkt, was da passiert…)

Leider muss ich aber auch sagen, dass der Roman streckenweise mühsam zu lesen war. Viele Dialoge wirken gestellt, und dienen nur dem Zweck, Argumente zu verpacken. Außerdem ist Mae in ihrer Naivität auf Dauer wirklich anstrengend und unrealistisch.

Trotzdem ein lesenswertes und wichtiges Buch, das wirklich zum Nachdenken bringt und Auswirkungen auf das eigene Leben hat.

Schreibe einen Kommentar